Persönlichkeitsentwicklung

Resilienz: So steigerst du deine seelische Widerstandskraft

Warum gelingt es einigen Menschen, trotz vieler Herausforderungen entspannt und glücklich zu sein? Sie scheinen sich schnell von kritischen Situationen zu erholen und sogar noch daran zu wachsen. Kurz gesagt: Sie sind resilient.

Was genau ist Resilienz?

Menschen werden im Leben mit allen möglichen Problemen konfrontiert. Es gibt persönliche Krisen, wie Krankheit, Verlust eines geliebten Menschen, Missbrauch, Mobbing oder finanzielle Instabilität. Es gibt zudem die geteilten Erfahrungen tragischer Ereignisse in den Nachrichten, wie Terroranschläge, Naturkatastrophen und auch die COVID-19-Pandemie. Die Menschen müssen lernen, mit sehr schwierigen Lebenserfahrungen umzugehen und diese zu verarbeiten.

Resilienz ist die Fähigkeit der Menschen, sich seelisch anzupassen und sich schnell von Stress, Problemen oder Schicksalsschlägen zu erholen. Wer resilient ist, kann die Herausforderungen des Lebens schneller mit Gelassenheit und einem gesunden Maß an körperlichem und geistigem Wohlbefinden bewältigen und sogar an ihnen wachsen. Resiliente Menschen setzen Prioritäten und nutzen ihre Ressourcen so, dass Zeit und Energie nicht verschwendet werden.

„Eine Krise kann ein produktiver Zustand sein. Man muss ihm nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“

Max Frisch

Warum ist es wichtig, resilient zu sein?

Menschen, denen es an Resilienz mangelt, fühlen sich eher überwältigt oder hilflos bei einer bedrohlichen Situation und greifen möglicherweise auf ungesunde Bewältigungsstrategien zurück (z. B. Ignoranz, Isolation oder sogar Selbstmedikation). Resiliente Menschen erleben zwar Stress, Rückschläge und schwierige Emotionen, aber sie nutzen ihre Stärken und entwickeln Strategien und Ideen, um Herausforderungen zu meistern und Probleme zu bewältigen.

Welche Arten von Resilienz unterscheidet man?

Der Begriff Resilienz wird häufig verwendet, um die allgemeine Anpassungsfähigkeit eines Menschen zu beschreiben. Resilienz kann jedoch auch in verschiedene Kategorien unterteilt werden. Dazu gehören psychologische Resilienz, emotionale Resilienz, körperliche Resilienz und soziale Resilienz. Im Folgenden möchte ich dir die verschiedenen Arten der Resilienz näher erläutern.

1. Psychologische Resilienz

Psychologische Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, Unsicherheiten, Herausforderungen und Belastungen mental zu widerstehen oder sich ihnen anzupassen. Sie wird manchmal auch als „mentale Stärke“ bezeichnet. Menschen, die psychologische Resilienz aufweisen, entwickeln Bewältigungsstrategien und Fähigkeiten, die es ihnen ermöglichen, ruhig und konzentriert zu bleiben und Probleme ohne langfristige negative Folgen zu bewältigen.

2. Emotionale Resilienz

Menschen sind von Natur aus mehr oder weniger empfindlich gegenüber Veränderungen. Emotional widerstandsfähige Menschen verstehen, was sie fühlen und warum. Sie verfügen über einen realistischen Optimismus, selbst wenn sie eine Krise bewältigen müssen, und nutzen proaktiv sowohl interne Ressourcen, wie ihre innere Stärke, als auch externe Ressourcen wie Familie oder Freunde, um Probleme zu lösen. Dadurch sind sie in der Lage, Stressfaktoren und ihre Emotionen auf eine gesunde, positive Weise zu bewältigen.

3. Physische Resilienz

Körperliche Belastbarkeit bezieht sich auf die Fähigkeit des Körpers, sich an Herausforderungen anzupassen, Ausdauer und Kraft zu bewahren und sich schnell und effizient zu erholen. Sie ist die Fähigkeit einer Person, bei Krankheit, Unfällen oder anderen körperlichen Anforderungen zu funktionieren und sich zu regenerieren. Studien zeigen, dass die körperliche Belastbarkeit eine wichtige Rolle für ein gesundes Altern spielt, wenn Menschen mit medizinischen Problemen und körperlichen Belastungen konfrontiert werden. Ein gesunder Lebensstil, der Aufbau von Beziehungen, Zeit zum Ausruhen und Erholen, tiefes Atmen und angenehme Aktivitäten spielen ebenfalls eine Rolle beim Aufbau von körperlicher Resilienz.

Merke:

Die physische Resilienz kann bis zu einem gewissen Grad durch eine gesunde Lebensweise verbessert werden. Ausreichend Schlaf, eine nährstoffreiche Ernährung und regelmäßiger Sport sind nur einige der Möglichkeiten, diese Art von Widerstandsfähigkeit zu stärken.

4. Soziale Resilienz

Die Resilienz von Bevölkerungsgruppen bezieht sich auf die Fähigkeiten, verfügbare Ressourcen wie (Energie, Kommunikation, Transport, Nahrungsmittel usw.) zu nutzen, um auf schwierige Situationen wie beispielsweise einen wirtschaftlichen Zusammenbruch oder globale Katastrophen zu reagieren, ihnen zu widerstehen und sich davon zu erholen. Dies ermöglicht die Anpassung und das Wachstum einer Gemeinschaft nach einer Krise. Gemeinschaftliche Resilienz hängt stark von äußeren Faktoren (wie sozialer Unterstützung und verfügbaren Ressourcen) ab.

Resilienzfaktoren: Wichtige Säulen der Resilienz

Um Resilienz zu entwickeln, benötigen wir einige grundlegende Fähigkeiten und Eigenschaften. In den vergangenen Jahren wurden verschiedene Modelle entwickelt, die beschreiben, welche Fähigkeiten oder auch Eigenschaften ein Mensch besitzen sollte, um Resilienz aufbauen zu können. Welche Faktoren das genau sind, wird von verschiedenen Experten allerdings unterschiedlich gesehen. Aus diesem Grund möchte ich hier auf kein bestimmtes dieser Modelle hinweisen, sondern einige der dort beschriebenen Resilienzfaktoren aufzählen, die mir besonders wichtig erscheinen. Diese Liste erhebt allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit und kann sicher noch ergänzt werden.

1. Kompetenz

Kompetenz ist die Fähigkeit zu wissen, wie man mit stressigen oder bedrohlichen Situationen wirksam umgeht. Sie wird hauptsächlich durch tatsächliche Erfahrung erworben. Um Kompetenz aufzubauen, ist es wichtig, eine Reihe von Fähigkeiten zu entwickeln, die helfen, dem eigenen Urteil zu vertrauen und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen. Sich kompetent zu fühlen, ermöglicht es, die eigenen Stärken und Talente weiterzuentwickeln, und steigert das Selbstwertgefühl.

2. Selbstvertrauen

Resiliente Menschen glauben an sich selbst. Echtes Selbstvertrauen und ein fester Glaube an die eigenen Fähigkeiten sind eng mit Kompetenz verbunden. Wir gewinnen zum Beispiel Selbstvertrauen, wenn wir unsere Kompetenz in realen Situationen unter Beweis stellen können. Selbstvertrauen versetzt uns auch in die Lage, eine schwierige Situation zu überwinden und neu anzufangen.

3. Beziehungen

Das Pflegen zwischenmenschlicher Beziehungen ist ein essenzieller Faktor, um Resilienz aufzubauen. Menschen mit engen Bindungen zu Familie, Freunden und anderen Gemeinschaften haben eher ein solides Gefühl der Sicherheit, Zugehörigkeit und Unterstützung. Das führt zu starken Werten und verhindert, dass sie nach destruktiven Alternativen suchen. Der Kontakt zu anderen Menschen hilft uns, Herausforderungen zu teilen und gemeinsam zu bewältigen.

4. Handlungskontrolle

Handlungskontrolle hilft den Menschen als Problemlöser und nicht als Opfer der Umstände zu denken und zu handeln. Menschen, die die Ergebnisse ihrer Entscheidungen und Handlungen kontrollieren können, werden sich eher als fähig und selbstbewusst einschätzen. Sie erkennen, dass sie das Nötige tun können, um nach schwierigen Zeiten wieder auf die Beine zu kommen.

5. Akzeptanz

Herausforderungen, Stress und Veränderungen sind ein unvermeidlicher Teil unseres Lebens. Das zu akzeptieren hilft uns nach vorn zu schauen und an der Zukunft zu arbeiten. Menschen, die verstehen und akzeptieren, dass auch die guten Dinge im Leben ein Ende haben, müssen keine Zeit mit dem Gefühl der Enttäuschung verschwenden und können sich eher auf einen Neuanfang konzentrieren.

6. Selbsteinschätzung

Zu wissen, wo unserer eigenen Stärken und Schwächen sind, schützt uns davor, übereilte und womöglich verheerende Entscheidungen zu treffen. Wenn man sich seiner selbst bewusst wird und seine positiven und negativen Eigenschaften einschätzen kann, führt dies zu einem besseren Selbstwertgefühl und einem starken Glauben an die vorhandenen Fähigkeiten, wenn man mit Problemen konfrontiert wird.

Wie lässt sich Resilienz trainieren?

Ein Mangel an Resilienz muss keine permanente Eigenschaft sein. Mit Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Ausdauer kannst du deine Resilienz trainieren und nutzen. Voraussetzung dafür ist es, bestimmte Gedanken und Verhaltensweisen zu ändern. Da jeder Mensch unterschiedlich ist und auf bestimmte Situationen unterschiedlich reagiert, ist die Entwicklung von Resilienz ein sehr persönlicher Prozess und erfordert eine Kombination aus inneren Stärken und äußeren Ressourcen. Du kannst z. B. Resilienz entwickeln, indem du lernst, deine Aufmerksamkeit auf positive Aspekte deines Lebens zu lenken. Durch gezielte, geschulte Aufmerksamkeit verringerst du negative Gedanken und konzentrierst dich stärker auf den positiven und erfreulichen Aspekt einer Erfahrung.

Resilienztraining konzentriert sich in der Regel auf vier Bereiche: emotionale, kognitive und mentale, körperliche und spirituelle Resilienz. Ein Training in diesen Bereichen kann dein Wohlbefinden verbessern, deine Lebensqualität steigern und Stress und Ängste abbauen, indem du lernst, die unvermeidlichen Herausforderungen des Lebens als Chancen zu sehen. Der Aufbau von Resilienz ist ein Prozess, bei dem die Menschen Flexibilität nutzen, um Denkmuster neu zu gestalten und zu lernen, einen auf seine eigenen Stärken basierenden Ansatz zur Bewältigung von Hindernissen zu nutzen. Es geht nicht darum zu lernen, Hindernisse und Herausforderungen zu vermeiden oder sich gegen Veränderungen zu wehren.

Es ist hilfreich, sich Resilienz als einen fortlaufenden Prozess vorzustellen. Die folgenden Schritte können dir helfen, im Laufe der Zeit Resilienz aufzubauen:

Schlusswort

Wenn es dir manchmal schwerfällt, mit Herausforderungen umzugehen, scheue dich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch belastbare Menschen brauchen Hilfe, und ein Teil der Belastbarkeit besteht darin, zu wissen, wann man um Unterstützung bitten muss.